Es sind grausame und erdrückende Bilder, die wir seit dem 24. Februar sehen müssen. Ein Krieg erschüttert Europa, die Welt und jeden einzelnen von uns. Vieles, was wir bisher sicher und selbstverständlich glaubten, wird fraglich. Nach der Flüchtlingsherausforderung ab 2015, der (noch nicht überstandenen) Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren, der sich zuspitzenden Klimakrise und den vielen anderen Aufgaben in der Welt sehen wir uns ganz neuen und vielleicht noch viel größeren und einschneidenden Herausforderungen gegenüber.
Der Krieg, das Leid, die Geflüchteten und auch die politischen und wirtschaftlichen Folgen treffen uns ganz persönlich und ebenso die Kinder und Jugendlichen im Jugenddorf. Die Folgen werden auch das Arbeiten im Jugenddorf zukünftig deutlich beeinflussen. Die wirtschaftlichen Folgen sind schon jetzt zu spüren. Die gesellschaftlichen Veränderungen fordern uns in der pädagogischen Arbeit und in unseren Angeboten.
Jetzt geht es darum, Haltung zu zeigen und noch mehr als sonst für eine friedliche, solidarische und gerechte Welt einzustehen. Der Wert der Demokratie, der Freiheit und ebenso des Wohlstands wird uns bewusster denn je. Handeln ist erforderlich, um diese Werte zu bewahren.
Wir sind uns hoffentlich alle einig, dass dieser grausame Angriffskrieg des diktatorischen russischen Regimes extrem menschenverachtend, mit nichts zu rechtfertigen und absolut zu verurteilen ist. Dankbar bewundern können wir alle Menschen in der Ukraine, in Russland und weltweit, die sich mutig gegen diesen Krieg einsetzen und für Freiheit und Gerechtigkeit einstehen – häufig mit dem Risiko ihres eigenen Lebens. Dankbar können wir auch den vielen Menschen in Polen und anderen Ländern wie auch in Deutschland sein, die Hilfe leisten, Gastfreundschaft leben, das was sie haben teilen, mitfühlen und Herz zeigen.
Krieg ist nie eine Lösung und immer eine Niederlage der Menschlichkeit. Es geht immer darum, mit allen Möglichkeiten aus einer Spirale der Gewalt herauszukommen. Um so wichtiger sind alle sozialen Einrichtungen und Bildungsinstitutionen. Erziehung und Bildung sind zentrale Orte, um Menschenwürde, Demokratie, Kompromisse und Gewaltverzicht zu erlernen. In unserer Jugendhilfe-Einrichtung sind wir Teil dieser Verantwortung.
Ein paar konkrete Maßnahme möchten wir im Jugenddorf angesichts der Kriegs- und Flüchtlingssituation angehen:
Wir wollen Gastgeber für eine Familie sein!
Ein Appartment in unserer Einrichtung stellen wir einer geflüchteten Familie aus der Ukraine zur Verfügung.
Wir planen eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Kinder!
Wir möchten bei Bedarf eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (Kinder) im Alter von etwa 6 bis 12 Jahren einrichten. Wir sind dazu aktuell in der Abstimmung mit dem örtlichen Jugendamt und dem Landesjugendamt.
Wir wollen gemeinsam Flagge zeigen für Zusammenhalt und gegen den Krieg!
Mit diesem Motiv (s. Bild) als großem Banner wollen wir „Flagge zeigen“ für Zusammenhalt und gegen den Krieg. Kinder, Jugendliche, SchülerInnen können auf der gelben Fläche unten rechts unterschreiben, etwas malen etc. Das Banner werden wir an einem Gebäude im Jugenddorf aufhängen.
Wir wollen Spenden sammeln und helfen!
Mit Aktionen rufen wir alle BewohnerInnen, SchülerInnen und MitarbeiterInnen auf Spenden für die Flüchtlinge aus der Ukraine zu sammeln. Die Spende wollen wir an Caritas-international überweisen: https://www.caritas-international.de
Wir wollen uns einstellen auf eine veränderte Welt!
Mit dem Krieg wird sich die Welt ändern. Die Energieversorgung wird noch schneller umgestellt werden müssen, als es ohnehin angesichts der Klimakrise notwendig gewesen wäre. Kosten in vielen Bereichen werden steigen. Aufgaben im Sozialwesen werden sich verändern. Wertefragen und Haltungen müssen neu diskutiert werden. Die politische Agenda wird sich verschieben. Wir werden die Entwicklungen gut analysieren und beginnen schon jetzt, Veränderungen unserer Energieversorgung zu planen und neue Herausforderungen zu berücksichtigen.
Wir sind offen für weitere Ideen!
Wenn sich weitere Ideen – unter MitarbeiterInnen, bei den Kindern und Jugendlichen, in Gruppensitzungen etc. – zum Umgang mit der Situation entwickeln, wollen wir diese gerne aufgreifen und umsetzen. – Bitte einfach melden.
Elmar Schäfer, Einrichtungsleiter, Geschäftsführer